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Sachweh, Michael: "Wetterphänomene 2024" nach oben!

Spiralbindung, 13 Blatt, ISBN 978-3-667-12637-5
Preis: 49,90 €, Delius Klasing-Verlag 2023. Eine Motiv-Vorschau ist auf https://shop.delius-klasing.de/wetterphaenomene-2024-p-2002012/ zu sehen.

Jaja, ich weiß, keine alpine Neuerscheinung, aber es wäre zu schade, wenn man auf diesen Kalender nicht aufmerksam würde:

Michael Sachweh ist Meteorologe, den man auch aus dem Fernsehen kennt. "Dieser Kalender gewährt uns einen exklusiven Einblick in die Welt des Wetters." - so heißt es auf der Webpräsenz des Delius Klasing-Verlages: tief gestapelt wie ich finde, denn dieser Kalender, der sich mit 72 cm Breite und knapp 52 cm Höhe großformatig präsentiert, zeigt Momentaufnahmen unserer Atmosphäre, wie man sie selten in dieser Großartigkeit und Dramatik sieht. Dabei steht stets das Bild im Vordergrund: die Kalenderleiste ziert den unteren Bildrand, darüber interessante Bemerkungen zum gezeigten Wetterphänomen; den eigentlichen Blickfang bilden aber die atemberaubenden Bilder: gewaltige Superzellen und Gewitterwolken, Wolken-Erde-Blitze vor düsterem Hintergrund, ein riesiger 180°-Regenbogen oder seltene Phänomene wie Mammatuswolken oder eine Halo: überall hat der Fotograf zur rechten Zeit den Finger am Auslöser. Hier ist die Leidenschaft von Dr. Michael Sachweh für das Wettergeschehen spürbar!

Viele Fotos werden jedoch erst in Kombination mit dem passenden Vordergrund zu dem was sie sind: echte Kunstwerke, die aus der Menge der Bilder stechen, die man im Internet zuhauf zum Thema "Wetter" findet. Natürlich wirken diese Bilder nochmals mehr im gebotenen Großformat als auch durch die Tatsache, dass hochwertiges Papier für den Druck verwendet wurde, weswegen auch zwei Haken für eine ordentliche Anbringung nötig sind. Ja, der Kalender darf jedem Wetterliebhaber, nein, jedem Naturliebhaber mit Fug und Recht vollends empfohlen werden und wird jedes Zimmer für zwölf Monate schmücken.

   

Stücken, Oliver: "Allgäuer Alpen 2024" nach oben!

Spiralbindung, 13 Blatt
Preis: 27,90 €, Eigenverlag 2023.
SHOP des Autors: https://www.oliverstuecken.de/shop

Oliver Stücken, wohnhaft in Waltenhofen im Allgäu, hat sich mit seiner großen Leidenschaft, der Fotografie, eben jener idyllischen Landschaft im Süden Deutschlands und im angrenzenden Österreich, verschrieben. Auf seiner Website (s.o.) kann man sich anhand einer Vielzahl von Bildern davon überzeugen, dass Oliver Stücken diesen besonderen Blick auf Natur & Berge hat, den es braucht, um einmalig schöne Bilder zu machen. Doch auch Florea & Fauna setzt er gekonnt ins Bild. Das Allgäu von seinen schönsten Seiten, zu jeder Jahreszeit ganz augenscheinlich unbeschreiblich schön und eine Reise wert.

Im aktuellen Kalender "Allgäuer Alpen 2024", im Format 48 x 42 cm, finden sich inklusive Deckblatt 13 Motive, die die Vielfältigkeit des Allgäus zeigen: Vorschaubilder sind auf www.oliverstuecken.de/shop/kalender/allgaeuer-alpen-2024 zu sehen: ein verschneiter und windzerzauster Widderstein, die warme Abendsonne am Hintersteiner Geishorn, Nebelschwaden zwischen Rauheck und Höfats, Krokusblüte an der Willersalpe (richtig, die berühmte Krokusblüte gibt es nicht nur am Hündle-Kopf) oder, dolomitengleich, die Rote Flüh im österreichischen Tannheimer Tal. Viele Kalender haben dann doch meist ein, zwei Schwachstellen unter den Motiven: dieser Kalender zeigt sich Monat für Monat mit einem herrlichen Motiv, so dass der Kalender sicher das gesamte Jahr einen sehr schönen Wandschmuck abgibt! Großartig für alle Allgäu-, Landschafts- oder einfach Naturliebhaber!

Persönlicher Wermutstropfen: als ich hier die Kalendermotive von 2022 sah, wusste ich, dass ich in den vergangenen Jahren in Sachen Allgäu-Kalender etwas verpasst habe ;-)

   

Messner, Reinhold: "Pickel, Seil & Mauerhaken" nach oben!

gebunden, 184 Seiten, ISBN 978-3-7112-0040-2
Preis: 22,00 €, bergwelten-Verlag 2023. Website des Autors: https://reinhold-messner.de

Reinhold Messner hat in seinem alpinen Leben über Jahrzehnte hinweg alle Kontinente besucht, viele Kulturen kennengelernt, viele Bergsteiger getroffen, sich mit ungezählten alpinen Anekdoten & Geschichten befasst. Alpine Geschichte interessiert ihn nach wie vor so sehr, dass er auch dieser alpinen Geschichte Museen widmete. Und im Laufe der Zeit hat er freilich viele Kuriosa zusammengetragen, bei denen es sich lohnt, ausgestellt zu werden. 33 besondere Objekte und die jeweils spannende Geschichte hinter den Exponaten werden in diesem Band vorgestellt:
Der Eispickel von Cerro Torre-Opfer und Klettergenie Toni Egger, der Kletterhammer von Freikletterpapst Paul Preuss, Sigi Hupfauers Steigeisen, Walter Bonattis Sonnenhut vom K2, das Portaledge von Alex Lowe oder das Seil, durch dessen Riss der begnadete Lionel Terray in den Tod stürzte. Und auch andere Alpingrößen wie Hermann Buhl, Heini Holzer oder Anderl Heckmair lassen grüßen und hinterlassen ihre Spuren. Doch auch Gegenstände, die nicht direkt "vom Berg" stammen sind darunter, wie z.B. die antike Tirolkarte "Atlas Tyrolensis" von 1774, das Schwert des sagenumwobenen Gesar Ling oder eine indische Tantra-Maske.
Messner versteht, Interesse zu wecken und auch dem breiten Publikum vermeindlich unbekannte Stücke nahe zu bringen. Ein buntes, abwechslungsreiches Potpourri an Objekten, durch die Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg be- und genutzt, von Bergsteigern an den Weltbergen selbst oder von jenen Kulturen, die an den großen Bergen dieser Welt daheim sind bzw. waren. Alpin- und Kulturgeschichte in kleinen Häppchen sozusagen. Als Freund solcher kurzen, voneinander gelösten Geschichten gefällt mir das Buch sehr gut: es liefert einen kleinen Ausschnitt aus dem viel größeren Fundus der Stücke, die man in den Messner Mountain Museen betrachten kann. Insofern macht das Buch Lust auf mehr aus diesem Bereich, vielleicht auf eben einen Museumsbesuch in Südtirol. Und mit dem praktischen Kleinformat hat man es auch unterwegs rasch parat.

   

DAV, OeAv & AVS: "Berg 2024" nach oben!

Hardcover, 256 Seiten, ISBN 978-3-7022-4138-4
Preis: 25,00 €, DAV 2023, Vertrieb über den Tyrolia-Verlag. Leseproben hier.

Mit Berg 2024 ist der inzwischen 148. Band des "Alpenvereinsjahrbuches" erschienen. Wie gewohnt publizieren der ÖAV, DAV und AVS neue Trends im Bergsport, aktuelle Entwicklungen, "hard facts" aus der Szene und vieles mehr. Natürlich bildet traditionell ein Gebietsschwerpunkt den Opener des Buches:
BergWelten entführt den Leser in die Berchtesgadener Alpen, den reizvollen und bekannten Grenzbereich zwischen Deutschland und Österreich, wo der Watzmann mit seiner Familie über dem Königssee thront. Wir erfahren viel über die berühmte Ostwand und ihre Akteure, Kultur & Tourismus im Berchtesgadener Land, ökologische Forschung und wilde Klettereien abseits des Watzmanns. BergFokus widmet sich der Urbanisierung in den Alpen, aber eben auch gegensätzlichen Entwicklungen, die Hoffnung machen, wie Erfahrungen aus dem Piemont, aber auch aus anderen Regionen zeigen. Lisa Maria Gassers Artikel "Der Flügelschlag des Schmetterlings" zeigt hier eindrucksvoll auf, dass letztlich alles mit allem verknüpft ist, wenn es um das Nebeneinander von Mensch und Ökosystem geht. BergMenschen stellt Menschen vor, die sich voll und ganz dem Bergsteigen, auch beruflich, verschrieben haben. Barbara Vigl, Zoltán Demján und Cenzi von Ficker sind einige Namen, die hier vorgestellt werden. In BergSteigen geht es um die Probleme, die die globale Erdwärmung für die Alpen bedeutet; die damit verbundene "Reisescham", aber natürlich auch um die herausragenden Neurouten an den großen und harten Bergen der Welt. Achja, auch Ortler-Erstbesteiger Josef Pichler hat es ins "Berg 2024" geschafft - lassen Sie sich überraschen. BergWissen nimmt sich dem sensiblen Thema der posttraumatischen Belastungsstörung (kurz PTBS) an: Erfolge am Berg werden gefeiert, Niederlagen gehören auch dazu. Doch wie geht es den Akteuren am Berg, wenn man Liebgewonnene am Berg verliert und vielleicht selbst nur knapp dem Tod entronnen ist? Auch mit dem Artikel über die Rückkehr des Wolfs ist man mit einem aktuellen Thema zur Stelle, während die Aufsätze über die Alpen-Außenlager des KZ Dachau und über das Autofahrverbot in Graubünden zurückliegende Epochen beleuchten. Den Abschluss bildet die BergKultur, die sich unter anderem der geschichtsträchtigen Sektion Krain, Liedern, Comics und der Band "Von Seiten der Gemeinde" annimmt.
Fazit: auch Berg 2024 bietet wieder einmal 256 Seiten voller Information, Geschichten, Menschen und natürlich: BERG! Genau die rechte Lektüre in der nun wieder dunkleren Jahreszeit.

   

Eiselin, Max: "Erfolg am Dhaulagiri" nach oben!

gebunden, 282 Seiten, ISBN 978-3-7965-4791-1
Preis: 35,00 €, Schwabe-Verlag 2023. Nähere Infos sowie Leseprobe auf der Verlagsseite.

1950 wird mit der Annapurna der erste Gipfel über 8000 m bestiegen. In der Folge gelingt in den 50er Jahren eine 8000er-Erstersteigung nach der anderen. 1960 fehlen nur noch die Shisha Pangma, die die Chninesen für sich reklamieren (ihnen gelingt 1964 die erste Besteigung), und der 8167 m hohe Dhaulagiri im Westen Nepals, unweit der Annapurna. Nach der gelungenen Lhotse-Erstbesteigung 1956 wollen die Schweizer eine zweite Erstbesteigung für sich und Max Eiselin gelingt es, eine Expedition auf die Beine zu stellen. Eiselin wagt mit seiner internationalen Gruppe ein Novum: er setzt eine Pilatus Porter für den Transport von Material und Mannschaft ins vorgeschobene Basislager auf gut 5000 m ein. Anfang Mai 1960 stürzt die auf den Namen "Yeti" getaufte Maschine ab, niemand kommt zu ernsthaftem Schaden. Trotz dieses Rückschlags gelingt, auch dank der Erfahrungen der vorangegangenen Expedition von 1959, die erste Besteigung des Berges!

Das Buch ist die Neuauflage des seinerzeit unter gleichem Titel im Orell Füssli-Verlag erschienenen Buches, welches heute nur noch in Antiquariaten zu bekommen ist. Einiges Bildmaterial des Originalbuches von einst wurde weggelassen, dafür ein 2010 von Alfred Waldis geführtes Interview mit Leiter Max Eiselin in Auszügen ergänzt. Das Buch ist eine Zeitreise in die spannende Zeit der Erstbesteigungen der höchsten Berge der Welt, als noch Pioniere an den Bergen tätig waren. Keine Kunden wie heute so oft, die sich in eine Expedition einkaufen, sondern selbstständige Alpinisten, die die beste Route suchen, Lagerplätze auswählen und Fixseile verlegen müssen. Neues, unerforschtes Terrain wird betreten, Lager werden in immer größeren Höhen aufgeschlagen und schließlich gelingt es erstmals, den siebthöchsten Berg der Welt zu besteigen: am 13. Mai 1960 stehen Peter Diener, Ernst Forrer, Albin Schelbert, Kurt Diemberger sowie zwei Sherpas ganz oben. Zehn Tage später folgen Michel Vaucher und Hugo Weber. Was für ein Erfolg am Dhaulagiri!

   

Mariacher, Thomas: "3000er in Osttirol" nach oben!

Taschenbuch, 232 Seiten, ISBN 978-3-7022-4108-7
Preis: 25,00 €, Tyrolia-Verlag 2023. Nähere Infos sowie Leseprobe auf der Verlagsseite. Hier ist auch eine Liste aller Gipfel verfügbar!

Die Mariachers sind eine Familie, in der das "Bergsteiger-Gen" fest verwurzelt ist. Der Vater des Autors gehörte zum Quartett der Heeresbergführer, die 1971 die Alpen der Länge nach, von Wien bis nach Nizza, auf Ski überschritten: 2000 km Strecke, rund 85.000 Höhenmeter und "nebenbei" viele Gipfel wie z.B. der Mont Blanc. Kein Wunder, dass Sohn Thomas ebenfalls in die Berge geht und staatl. geprüfter Berg- und Skiführer ist. Nun liegt sein neues Buch vor, in welchem er dem Leser 66 Gipfelziele Osttirols jenseits der magischen 3000 m-Grenze offeriert.
Damit der Überblick nicht verloren geht, sind die Gipfel nach geographischer Lage den Gebirgsgruppen der Riesenfernergruppe, Venedigergruppe, Granatspitzgruppe, Glocknergruppe, Schobergruppe und der Lasörlinggruppe mit Panargenkamm zugeordnet. Im vorderen Buchteil findet man auch gleich Angaben über zu steigende Höhenmeter, Gehzeiten und klettertechnische Schwierigkeiten. Damit kann die Tourenwahl im Hinblick auf die eigenen Fähigkeiten eingegrenzt werden! Hat man sich einmal für einen Gipfel entschieden, so wird man mit Hinweisen zur Anreise (auch, wenn möglich, mit "Öffis"), mit Routenbeschreibungen zu den jeweiligen Hütten- und Gipfelanstiegen und kurzen Steckbriefen versorgt, die abermals alle wichtigen "hard facts" listen.
Toll sind die farbigen, oft vollseitigen und recht detaillierten Karten (die dennoch nicht die Mitnahme einer Wanderkarte ersetzen sollten) und die in Echtfotos eingetragenen Routenverläufe, die in Ergänzung zur Karte einen guten ersten Eindruck vermitteln, aber nicht davon entbinden, sich mit den aktuellen Verhältnissen am Berg vertraut zu machen. In Kombination mit weiterem, tollen Bildmaterial hat man damit eine sehr reizvolle und große Auswahl an 3000ern in Osttirol zur Hand. Darunter weniger bekannten Gipfel, aber auch die crème de la crème Osttirols wie Großglockner, Großvenediger, Rötspitze, Hochgall, Dreiherrnspitze, Hochschober und andere Ziele.
Ich wünsche viel Spaß auf den 3000ern Osttirols und stets gesunde Heimkehr ins Tal!

   

Bechtold, Heike: "Vorarlbergs schönste Wasserplätze" nach oben!

Taschenbuch, 232 Seiten, ISBN 978-3-7022-4106-3
Preis: 28,00 €, Tyrolia-Verlag 2023. Nähere Infos sowie Leseprobe auf der Verlagsseite. Hier ist auch eine Liste aller Wasserplätze verfügbar!
Auf Instagram ist die Autorin unter
bechtold_heike erreichbar

Vorarlberg - das ist der grüne und reizvolle äußerste Westen Österreichs, mit Landeskontakten zur Schweiz, nach Deutschland und Liechtenstein. Eine Menge Seen und Gewässer durchziehen die liebliche Region, umso schöner, dass Autorin Heike Bechtold zunächst Ordnung in die große Auswahl bringt und die 101 Vorschläge regionsweise in einer schönen Übersicht in Bodensee, Rheintal, Bregenzerwald, Großes Walsertal, Arlberg & Klostertal, Montafon sowie Walgau & Brandner Tal gliedert. Hier findet man auch Angaben zu Gehzeiten, zu bewältigenden Höhenmetern und Schwierigkeit. Doch keine Angst, für viele Ziele müssen nur wenig Höhenmeter gestiegen werden. Der Tilisunasee im Montafon ist diesbezüglich mit gut 1000 Höhenmetern das anspruchsvollste Ziel. Viele Ziele liegen zum Ausgangspunkt flach und sind rasch erreichbar und damit ein Eldorado für Familien mit Kindern.

Mit viel Liebe versorgt die Autorin die Leserschaft mit allen notwendigen Informationen zur Tourenplanung wie Anreisehinweise, Einkehrmöglichkeiten und Wegebeschreibung. Die kleinen Farbkarten mit bereits eingetragenem Routenverlauf verfügen daneben über QR-Codes, über die GPS-Daten zum Ausgangspunkt verlinkt sind. Einziger "Nachteil": die vielen, vielen Farbfotos machen es einem bei der Auswahl nun wirklich nicht einfach ;-) Dafür hat Vorarlberg viel zu viel zu bieten. So gilt es mit Hilfe des Buches die zahlreichen Flüsse, Seen, kleinen Fließgewässer, Schluchten und Klammen zu erkunden und sich begeistern zu lassen für die wunderschöne Natur, die sich inmitten der Berge darbietet. Egal, ob nun der See oder dergleichen eine Wegepunkt oder das Tourziel schlechthin ist. Viel Spaß dabei!

   

Egger, Hans: "Ostalpen-Saga" nach oben!

gebunden, 285 Seiten, ISBN 978-3-7025-1084-8
Preis: 32,00 €, pustet-Verlag 2023.

Eins vorneweg: das Buch macht schon Spaß, wenn man es in der Hand hält: ein stabiles Cover und dickes Papier, welches hochwertige Abbildungen möglich macht. Der Autor Hans Egger dürfte dem einen oder anderen Leser von geologischer Literatur auch in guter Erinnerung sein: seine Titel "Bunte Steine" und "Lebensräume" erschienen ebenfalls im pustet-Verlag. Im neuen Werk "Ostalpen-Saga" widmet sich Geologe Hans Egger gleich dem gesamten Ostalpenraum, geographisch konzentriert sich das Buch also auf Österreich, kratzt im Norden an Deutschland und im Westen an der Schweiz.
Eine geologische Übersichtskarte ganz vorne wie hinten im Buch gibt einen ersten Überblick über die geologischen Baueinheiten der Ostalpen, doch bevor es ins Detail geht, investiert der Autor gut zwanzig Seiten in eine Einleitung, in der kurz und knapp auf die Arbeitsmethoden und wichtige Grundlagen der Geologie geblickt wird. Laien und Themenneulinge sollten diese Seiten unbedingt lesen.

Die weiteren Kapitel, die sich der Ostalpengeologie widmen, sind chronologisch sortiert: der Leser lernt die Genese des Gebirges, und diese Gliederung ist, wenn man sich mit der Erdgeschichte eines Gebirges beschäftigt, sicher sinnvoller als eine räumliche Gliederung, ab dem Präkambrium (= älter als etwa 540 Mio. Jahre) bis zum Holozän, also unserer Gegenwart kennen. Aus naheliegenden Gründen nimmt hier das Kapitel 3 - Jura bis mittleres Eozän - den meisten Platz ein: in dieser langen Epoche kommt es zu ganz entscheidenen Weichenstellungen und tiefgreifenden Veränderungen im Alpenraum: alte Kontinente zerfallen in kleinere Einheiten, der Atlantik öffnet sich, andere Ozeane durchleben eine wechselhafte Geschichte und sind heute gar nicht mehr vorhanden und doch für die Gesteinswelt der Alpen mitverantwortlich.

Egger verliert nicht den Überblick, erläutert die großräumige, plattentektonische Situation und kann dadurch auch geologische Entwicklungen in kleineren Räumen aufzeigen. Um die Veränderungen schlüssig zu machen muss Egger, und das gelingt sehr schön, regelmäßig Ausflüge in die Paläontologie, die Petrologie und Tektonik unternehmen. Und dies in einer Fachsprache, die nur soviel didaktische Reduktion wie nötig macht, so dass das Buch dem Anfänger wie auch dem schon geologisch erfahreneren Leser große Freude bereitet. Eine Unmenge an tollem Bildmaterial hilft hier freilich: Gesteinsdetails, Fossilien, beeindruckende Aufschlussbilder (Aufschlüsse sind Stellen, an denen sich anstehendes Gestein dem Geologen im Gelände zeigt) und auch freilich schöne Bergbilder, die wieder den großen Betrachtungsrahmen zeigen, liefern die optische Untermalung von Eggers Text. Letztere machen nochmals und oft klar: jeder Bergwanderer wandert auf facettenreicher und im wahrsten Sinne vielschichtiger Erdgeschichte.

Zuletzt trägt Hans Egger auch der Tatsache, dass die Geologie eine historische, sich weiter entwickelnde Wissenschaft ist, Rechnung. Im hinteren Buchteil gibt es neben einem ausführlichen Literaturverzeichnis ein Fachbegriffsglossar und eine stratigraphische Zeittafel: niemand möchte auf über 500 Millionen Jahren den Überblick verlieren ;-)

Fazit: Herr Egger hat sich erfolgreich der großen Herausforderung angenommen, die Entwicklung der Ostalpen, letztlich eines hochkomplexen Gebirges, verständlich und Interesse-weckend darzustellen. Der Leser wird sicher künftig mit offeneren Augen durch die Alpenwelt schreiten und viele Leser wird das Buch hinsichtlich einer noch tiefergehenderen Lektüre bestärken.

   

Hrovat, Thomas: "Die Eroberung des Unsichtbaren" nach oben!

Hardcover, 210 Seiten, ISBN 979-8385770823
Bezug über amazon bzw. den Autor selbst über thomas.hrovat(@)gmail.com

Der Grazer Thomas Hrovat, 1960 geboren, gehörte in den 80er Jahren zu den führenden Sportkletterern Österreichs und über die Grenzen seines Heimatlandes hinweg. Gelang ihm doch 1984 die Erstbegehung von "Zeitgeist", einer 20 m langen Route im zehnten Schwierigkeitsgrad - damals die schwerste Route in Österreich und heute ein beliebter Klassiker der oberen Schwierigkeitsgrade.
Thomas Hrovat nimmt in seiner überarbeiteten Auflage seines Buches, welches 2001 bei Ueberreuter erstmals erschien, natürlich auch diese und andere sportliche Highlights auf und skizziert seinen disziplinierten Alltag als Alpinist & Spitzenklletterer. Muss er auch, möchte man die kommenden Kapitel im Buch verstehen: "Getriebene Bergsteiger stürzen irgendwann" hat einmal Reinhold Messner gesagt und seinerzeit Hermann Buhl gemeint. Doch im übertragenen Sinne trifft dies auch auf Hrovat zu, dem im "normalen" Leben das passiert, was ihm als Kletterer nie Ängste bereitet hat: er verliert den Boden unter den Füßen, als Körper & Geist nicht mehr "können". Depressionen und Ängste übernehmen in Thomas Hrovats Leben das Ruder und es wird für ihn zur neuen, ungeahnt großen Herausforderung, sich aus diesem Tief, sich aus einer Serie von psychischen Tiefs und Blockaden zu arbeiten. Nur mit großer Willensanstrengung und auch mit Hilfe von außen gelingt dies letztlich.
Insofern ist das Buch längst nicht nur eine Autobiographie eines Kletterers, sondern vielmehr bzw. gerade ein Wegweiser, wie der Weg aus einer derartigen Lebenskrise heraus zu meistern ist. In einer Zeit, in der psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angsterkrankungen immer häufiger werden und sich niemand davon frei machen kann, kann das Buch viel sein: wertvolle Hilfe zur Selbsthilfe, Ermutigung, Hoffnung, Trost oder Bestärkung, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Thomas Hrovat hat es jedenfalls geschafft, seine ganz persönlichen Dämonen zu besiegen, wenn es ihn auch die Abkehr vom Profisport kostete. Den Aufenthalt in den Bergen indes liebt er immer noch.

So ist das Buch eine ganz besondere Biographie eines großen Kletterers, der bildgewaltig und kurzweilig schreibt und dadurch völlig ohne Bilder auskommt.

   

Pluchet, Blandine: "Die Vermessung der Berge" nach oben!

Hardcover, 216 Seiten, ISBN 978-3-7112-0044-0
Preis: 28,00 €, bergwelten-Verlag 2023.
Website der Autorin: http://www.blandinepluchet.com

Blandine Pluchet ist Physikern und liebt die Berge. Ein durchaus sehr ähnlicher Zugang zur Materie wie ich als bergbegeisteter studierter Geologe, der schon lange als Physik- und Chemielehrer arbeitet. Insofern braucht es für mich nicht viel Emphatie, um Pluchets lesbare Begeisterung nachzuvollziehen. Diese Begeisterung für die Berge, die endogenen und exogenen Naturkräfte, das Wechselspiel von Gebirge und Klima, der Berg als Beobachtungsposten für Klimaprozesse und Klimawandel ect.

Nun liegt mit "Die Vermessung der Berge" die deutsche Übersetzung ihres Buches "Le grand recit des montagnes" vor, in welchem Blandine Pluchet oben genannten Fragen auf den Grund geht. Gebirge sind gelebte Geologie: in ihnen offenbaren sich Jahrmillionen Erdgeschichte, die eine Rekonstruktion der Naturkräfte erlauben, die letztlich zur Gebirgsbildung geführt haben. Heute sind Gebirge nicht nur trivialerweise "da", sondern eignen sich aufgrund ihrer Exponiertheit hervorragend auch für den Blick ins All. Und so wechselt Pluchet in den drei Buchkapiteln "Höhenforschung", "Die unsichtbaren Berge" und "An den Toren zum Kosmos" zwischen der Tiefe der mittelozeanischen Rücken und den Black Smokern der Tiefsee zu den Gesteinen & Mineralen und deren Stoffkreislauf an der Erdoberfläche hin zum Blick nach oben: welchen Einfluss hat ein Gebirge wie die Alpen auf Wettergeschehen oder gar Klima? Welche Vorteile bieten die Berge bei der Beobachtung des Alls, seiner Sterne und der kosmischen Strahlung, der auch wir Menschen ausgesetzt sind?

Man sieht: ein breites Fragenspektrum, dem sich Blandine Pluchet mit viel Begeisterung hingibt und auch dem Laien einen Zugang zu dieser vielschichtigen Materie bietet. "Die Vermessung der Berge", für mich bezüglich der Frage, was uns Berge aus wissenschaftlicher Sicht zu bieten haben. Ein tolles Buch für Freunde der Berge und der Naturwissenschaften!

Ach ja: das Buchrückencover einmal wegzulassen und den Blick auf die Fadenheftung freizugeben fand ich originell.

   

Bierling, Billi & Steinbach, Karin: "Ich hab ein Rad in Kathmandu" nach oben!

Hardcover, 240 Seiten, ISBN 978-3-7022-4103-2
Preis: 28,00 Euro, Tyrolia-Verlag 2023. Leseprobe hier. Website der Autorin: https://billibierling.com/de

Billi Bierling wurde 1967 in Garmisch-Partenkirchen geboren, kam dennoch erst spät zum Bergsport. 1998 kam die erste Reise nach Nepal, es folgten die ersten Sechstausender. Die Liebe zu Nepal wuchs und 2004 baute sich Billi in Nepal ihre neue Existenz auf. Hier wurde sie die rechte Hand von Liz Hawley, die über Jahrzehnte hinweg die Institution schlechthin war, wenn es um das Wissen zu Nepal-Expeditionen ging. Jeder große Alpinist machte Liz Hawley seine Aufwartung, doch 2016 übernahm Billi Bierling die Arbeiten an der "Himalayan Database", bevor Liz Hawley 2018 94jährig verstarb. "Für mich war die Arbeit mit ihr mehr wert als jedes Geld dieser Welt." (Zitat Billi Bierling)
Nun ist Billi Bierling nicht nur die heutige Leiterin der Database, sondern bestieg in den vergangenen Jahrzehnten selbst viele namhafte Gipfel Nepals, darunter auch sechs Achttausender, unter anderem den Mount Everest. Das titelgebende Fahrrad benötigt Billi Bierling nicht nur für sportliche Aktivität, sondern um schlichtweg im dichten Verkehr Kathmandus zügig die Expeditionen aufsuchen zu können, die einen "Expeditionsgipfel" besteigen wollen. Und so geht es in dem Buch nicht nur und schon gar nicht vorrangig um alpinistische Erfahrungen an den hohen Bergen der Welt als vielmehr um jene Menschen, die derartige Berge zum Ziel haben. Ein Buch über Alpinistinnen und Alpinisten, über ihre Jahre mit der Chronistin Liz Hawley, über ihre Erfahrungen mit den Sherpas, ohne deren Hilfe und Unterstützung praktisch kein Achttausender möglich wäre. Und letztlich ein Buch über Billi Bierlings Engagement zu Menschen, die Hilfe und humanitäre Unterstützung benötigen.
"Sie ist wohl eine der vielseitigsten Personen, die ich kenne", so Gerlinde Kaltenbrunner, ihres Zeichens die erste Frau, die alle Achttausender ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff bestieg. Sie schrieb das Vorwort zum Buch. Insofern erwartet den Leser eine abwechslungsreiche Reise nach Nepal und andere Länder der Welt, in denen Billi tätig war und ist, gespickt mit vielen tollen Farbfotos.
Randanekdote: die von Liz Hawley gegründete "Himalayan Database" wird - in den Anfangsjahren freilich noch nicht digital verfügbar - in diesem Jahr 60 Jahre alt, denn mit Norman Dyhrenfurths berühmter Everest-Expedition 1963 begannen die Recherchearbeiten von Liz Hawley, die ursprünglich "nur" als Journalistin in Nepal war.

   

Jungmeier, Gundi: "Berg- und Talgeschichten" nach oben!

Hardcover, 250 Seiten, ISBN 978-3-200-08926-6
Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Huber-Buch. Website der Autorin: https://www.jungmeier.or.at. Vertrieb über bergsteigerschule.at

"Schön, dass sich jemand noch für die alten Kamellen interessiert" sagte mir vor Jahren einmal Manfred Sturm, Himalaya-Urgestein und Teilnehmer an vielen Expeditionen. Und vor diesem Hintergrund habe ich mich im Vorfeld schon lange auf das Buch von Gundi Jungmeier zum Bergsteigertrio Adolf, Alois und Franz Huber gefreut. Die "Huberbuam" (nicht zu verwechseln mit Alexander und Thomas Huber) tauchen in so manchem Expeditionsbericht auf und war ich gespannt auf kurzweilige Anekdoten und interessante Expeditionsberichte. Franz Huber öffnete hierfür die Bilderarchive der "Buam" und Gundi Jungmeier brachte die vielen Geschichten in Textfform.
Teil 1 des Buches führt uns in die Jugendjahre der Hubers zurück, in die wilden Anfänge, in die Zeit der großen Alpentouren. Es sind die ausklingenden 50er und 60er Jahre. Hier wurden, z.B. an den Grandes Jorasses und in der Pallavicini-Rinne die alpinen Grundlagen gelegt.
Teil 2 ist mit knapp 130 Seiten der umfangreichste Teil: er entführt uns in die Epoche der vielen Expeditionen, die mit "Huber-Beteiligung" gelaufen sind: mehrfach Dhaulagiri-Gruppe, Hindukusch, Rakaposhi, Mount Everest, Alaska, Gauri-Sankar usw. - es sind mitunter bedeutende Expeditionen wie z.B. die Erstbesteigung des Dhaulagiri II (7751 m) im Jahr 1971 dabei und es macht riesigen Spaß, in literarischer Form auf Zeitreise zu gehen.
Der etwa 30-seitige Teil 3 zeigt, dass die Brüder vielseitig interessiert und engagiert waren und sind: Bergrettung, Erschließung neuer Ausflugsziele in der Heimat, Engagement im Bürgermeisteramt, Adi war als Bewährungshelfer tätig und und und - drei Leben voller Aktion, Adolf Huber verstarb jedoch 2015 in seiner zweiten Heimat Nepal.
Der vierte Buchteil bildet den Abschluss und stellt nebst Literaturverzeichnis auch weitere Familienmitglieder der Huber-Brüder vor.
Das Buch hat gehalten, was ich mir erhofft hatte: eine Fundgrube alpiner Geschichten, zumeist am Berg, mal auch im Tal. Absolute Leseempfehlung!

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