Willy Merkl-Gedächtnisexpedition 1953

Die Mannschaft von 1953

Bild: Karte mit allen Unterschriften (z.T. eine Fotomontage).

Die Teilnehmer:
Karl Maria Herrligkoffer (Leiter; 1916-1991), Walter Frauenberger (1908-1956), Hans Ertl (1908-2000), Kuno Rainer, Hermann Köllensperger (bis 2009), Peter Aschenbrenner (1902-1998), Otto Kempter, Fritz Aumann (Lagerleiter), Albert Bitterling (1910-1995) und Hermann Buhl (bis 1957).

Zum Gedenken:
Willy Merkl, Herrligkoffers Halbbruder, leitete 1934 eine Expedition zum Nanga Parbat, die eine Höhe von 7800 Metern erreichte. Dann jedoch überraschte die Bergsteiger ein Wettersturz. Zu spät wird Merkl klar, dass ein rascher Abstieg der einzig richtige Entschluss gewesen wäre. In einem infernalischen Orkan kommen U. Wieland, Willo Welzenbach, Willy Merkl und sechs Sherpas um.

Die Expedition:
1953 bekommt der Arzt Karl-Maria Herligkoffer seine Chance: als Halbbruder Willy Merkls will er das Vermächtnis seines Halbbruders erfüllen und endlich die Erstbesteigung des "Schicksalsberg der Deutschen" schaffen. Mit einer guten Mannschaft, allen voran Hermann Buhl, reist er zum Berg. Unglücklich war, dass Herrligkoffer nicht, wie in den 30er Jahren, auf die Hilfe der Sherpas hoffen konnte, sondern auf Hunza-Träger zurückgreifen musste. Damit ging der Lagerausbau bedeutend langsamer voran wie geplant. Nachdem Lager III auf 6150 m errichtet war, bekamen die dortigen Bergsteiger einen Rückzgsbefehl, dem sie aufgrund des herrlichen Wetters nicht Folge leisteten. Herrligkoffer gab nach, so dass die Lager IV und V erstellt werden konnten. Lager V war mit der recht geringen Höhe von 6900 Metern das höchste Lager, da es nicht mehr die nötigen Träger gab, um ein noch höheres Gipfellager zu erstellen. Somit trennten noch gigantische 1200 Höhenmeter das höchste Lager vom Gipfel! In dieser Höhe eine Riesendistanz.

Der junge Otto Kempter und Hermann Buhl waren für den Gipfelaufstieg vorgesehen und sollten am Morgen des 3. Juli gemeinsam losmarschieren. Doch Buhl dachte bereits Tage zvor an nichts anderes als an den Gipfel: welche Schwierigkeiten würden sichihnen stellen, wie lange würde es dauern, würde es überhaupt gelingen, den Gipfel zu erreichen? Voller Ungeduld startet er bereits alleine in der Nacht, um die Spur zu legen, der Kempter später folgen soll. Der Beginn des berühmten Alleingang Buhls! Kempter kann dem unbändigen Buhl später nicht folgen, bricht den Aufstieg auf 7500 Meter ab, kehrt zum Lager zurück. Buhl ist irgendwann klar, dass ihm sein Kletterpartner nicht folgen kann, geht dennoch alleine weiter. Es zählt für ihn nur noch der Gipfel.

Gegen 7 Uhr befindet sich Buhl am Silbersattel und quert das Plateau dahinter. Er lässt seinen Rucksack zurück, trägt nur, was seine Taschen ermöglichen. Hermann Buhl bekommt nun, in der Hitze des Tages, Probleme mit der Hitze und fängt an zu dehydrieren. Er umgeht den Vorgipfel und erreicht die Bazhin-Scharte. Dort nimmt er das Aufputschmitter Pervitin (dies wurde auch im 2. Weltkrieg Kampffliegern mitgegeben, um eventuell noch letzte Kraftreserven mobilisieren zu können). Buhl glaubt, von der Scharte nurmehr nur noch etwa eine Stunde bis zum Gipfel zu benötigen. Auch er unterschätzt, wie die vorangegangenen Expeditionen, den langen, langen Weg zum Gipel und braucht noch volle fünf Stunden bis zum höchsten Punkt.

Hermann Buhl erklettert in schwieriger Kletterei die Schulter des Nanga Parbat und erreicht endlich, gegen 19 Uhr, im beinahe letzten Licht des Tages, den Gipfel des Nanga Parbat! Buhl braucht für seinen kräftezehrenden Weg vom Lager V zum Gipfel volle 16,5 Stunden! Hier macht er unter anderem das berühmte Gipfelfoto mit seinem Pickel und hält sich etwa 30 Minuten bei besten Wetterverhältnissen auf dem Gipfel auf.

Kurz nach seinem Aufbruch vom Gipfel wird es dunkel, so dass Buhl, auf einem Felsabsatz stehend (!!!) die Nacht verbringen muss. Der glückliche Umstand, dass es nicht übermäßig kalt und zudem fast windstill ist, rettet ihm das Leben. Bei Anbruch des Tageslichtes setzt Buhl, schon völlig ausgezehrt, seinen noch langen Abstieg fort.

Mehr wankend als gehend gelangt er zum Silbersattel, beginnt zu haluzinieren, ist dehydriert, friert, hat Hunger. Weitere Pervitin-Tabletten reaktivieren allerletzte Kraftreserven. Um etwa 17.30 Uhr sieht Buhl endlich die rettenden Zelte, wo Aschenbrenner und Ertl auf ihn warteten. Gegen 19 Uhr erreicht er, nach über 40 Stunden Kletterei, das Lager V.

Es muss Herrligokffer schon "gewurmt" haben, dass Buhl den Gipfel praktisch im Alleingang bezwingt: ein Österreicher im Soloaufstieg, so sollte die Erstbesteigung nicht in den Gazetten erscheinen. Vielmehr sollte die Ersteigung als Teamleistung einer deutschen Mannschaft in dei Annalen eingehen. Doch es kam anders.

Buhl hat sich dann auch durchgesetzt, die Besteigung aus seiner Sicht literarisch umsetzen zu dürfen, was er dann auch in seinem Buch "Achttausend - drüber und drunter" tat.


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