Hermann Buhl (1924 - 1957)
Bild:
Hermann Buhl am Broad Peak. (c) 1957 Fritz Wintersteller
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Am
21. September 1924 wird Hermann Buhl in Innsbruck als jüngstes von vier
Geschwistern geboren. Nach dem Tod der Mutter verbringt Hermann die nächsten
Jahre im Waisenhaus. In den 30er Jahren unternimmt der als schwächlich
und sensibel geltender Junge die ersten Touren in den Tuxer Alpen und im Karwendel.
1939 tritt er der Jungmannschaft der Sektion Innsbruck des DAV bei, steigert
rasch Können und Leistungsfähigkeit und bewältigt bald schwierigste
Kletterrouten bis zum VI. Grad.
Nach Abschluß der Hauptschule beginnt Hermann Buhl eine Lehre zum Speditionskaufmann.
1943 durchläuft er eine Ausbildung zum Sanitätssoldaten und erlebt
den Krieg als Gebirgsjäger in Italien, unter anderem am Monte Cassino.
Nach amerikanischer Gefangenschaft kehrt Hermann Buhl nach Innsbruck zurück
und bestreitet seinen Lebensunterhalt mangels Berufspraxis mit Gelegenheitstätigkeiten.
Er lässt sich zum Bergführer ausbilden und schließt Ende der
vierziger Jahre seine Ausbildung als Bergführer ab. In den folgenden
Jahren bewältigt Hermann Buhl trotz finanziell geringster Mittel mit
verschiedenen Kletter-Partnern, u.a. Luis Vigl, Kuno Rainer, Martin Schließler,
Marcus
Schmuck, schwierigste Touren in den Ost- und Westalpen, teilweise als
Erstbegehungen. Hermann Buhl zeichnete eine besondere Zähigkeit, Zielstrebigkeit,
Hartnäckigkeit und Fähigkeit, das Letzte aus sich herauszuholen,
aus. Unter seinen Zeitgenossen mag er aufgrund seiner Härte gegen sich
und andere als schwieriger Individualist gegolten haben, im Herz der Bergsteiger
and er jedoch seinen Platz. Hermann Buhl wurde zum Vorbild vieler Bergsteiger
und seine Vision der Achttausender-Besteigung im Westalpenstil wurde von Reinhold
Messner weitergeführt und perfektioniert.
Im März 1951 heiratet Hermann Buhl Eugenie ('Generl') Högerle aus
Ramsau / Berchtesgaden und Hermann wird in den nächsten Jahren Vater
von drei Töchtern. Aus finanziellen Engpässen seiner Tätigkeit
als Bergführer befreit ihn 1952 die Anstellung beim Sporthaus Schuster
in München als Bergsportartikel-Verkäufer und Ausrüstungsberater.
Website: www.hermann-buhl.de (inoffizielle Hermann Buhl-Gedächtnisseite)
Gipfelbuch
(Auszüge):
1940 | zahlreiche Touren in den Kalkkögeln (Stubaier Alpen), im Karwendel und Wilden Kaiser, im Wetterstein und in den Zillertaler Alpen (Olperer), wie z.B. Grubreisenturm "Auckenthalerriss", Brandjoch Südgrat, Schüsselkarspitze "Schindlerweg", Predigtstuhl "Dülfer Westwandl", ... | |
1941 | Scharnitzspitze "Hannemann", Zettenkaiser Ostwand, Predigtstuhl Nordkante, Großer Möseler "Firndreieck", Zsigmondyspitze Südwestkante, Hornspitzen Überschreitung, ... | |
1942 | Riepenwand Westwand (Buhls erster VI. Grad), Lalidererspitze "Auckenthaler", Praxmarerkarspitze "Auckenthaler-Schmidhuber" (2. Begehung), Schüsselkarspitze "Herzog-Fiechtl" (1. Alleinbegehung),... | |
1943 | Erstbegehung der Westwand der Maukspitze im Wilden Kaiser. Außerdem Fleischbank "Dülferriss", Totenkirchl "Dülfer" (1. freie Begehung). | |
1944 | Nordeck "Laichner-Fischer", Große Ochsenwand Gerade Nordostkante, ... | |
1945 | Martinswand "Südwandriss" (2. Alleinbegehung), Hechenberg "Auckenthaler" | |
1946 | Große Zinne Nordwand, Lalidererspitze "Schmid-Krebs", Rofanturm Westkante (1. Begehung), Oberrheintalschrofen Südpfeiler (1. Begehung) | |
1947 | Speckkarspitze "Buhl-Durchschlag" (1. Begehung), Lalidererspitze "Direkte" (1. Gesamtdurchsteigung), Lamsen-Hüttenturm Nordwand (1. Begehung) und Nordostkante (1. Begehung), Rotwandlspitze Nordwand (1. Begehung), Gipfelstürmernadel Südkante (1. Begehung), Rofan-Spitze "Buhl Dach" (1. Begehung) | |
1948 | Nordeck Nordostwand (1. Alleinbegehung), Lalidererspitze Nordkante (1. Winterbegehung), Großer Solstein Nordpfeiler (1. Alleinbegehung), Schüsselkarspitze "Direkte" (1. Winterbegehung), Fleischbank-Ostwand "Dülfer" (1. Winter Alleinbegehung), Maukspitze Westwand (1. Winterbegehung) | |
1949 | Ciavazes "Micheluzzi" mit "Buhl-Ausstieg" (1. Begehung), Aiguille-Blanche Nordwand (2. Begehung) | |
1950 | Piz Bernina Biancograt (im Auf- und Abstieg), Marmolada Südwestwand (1. Winterbegehung), Cima Canali "Buhl-Riss" (1. Begehung), Petit Dru "Allain-Riss" (4. Begehung), Grandes Jorasses Walkerpfeiler (7. Begehung), Aiguilles des Chamonix (1. Gesamtüberschreitung), Fleischbank Südostverschneidung (1. Winterbegehung) | |
1951 | Schrammacher Nordwestwand (1. Winterbegehung), Fussstein Nordkante (1. Winterbegehung) | |
1952 | Erste
Alleinbegehung der Nordostwand des Piz Badile 8. Durchsteigung der Eiger-Nordwand bei widrigsten Bedingungen (gemeinsam mit Gaston Rébuffat und den Brüdern Otto und Sepp Maag) Tofana Südost-Pfeiler, Cima d´Ambiez "Fox-Stenico" (1. Alleinbegehung), Schüsselkarspitze Südverschneidung (Alleinbegehung). |
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1953 | Im
Februar nächtlicher Alleingang durch die Watzmann-Ostwand über
den schwierigen Salzburger Weg als Training für den Nanga Parbat
(1. Winter-Alleinbegehung). Steinkar-Umrahmung (1. Winterbegehung), Pflerscher
Tribulaun Südwand (2. Begehung) Chongra Peak (6.450 m), Rakhiot Peak Gipfelnadel (7.070 m), Nanga Parbat - Erstbesteigung. Den Aufstieg vom letzten Lager auf 6900 Metern legt Buhl im Alleingang zurück und erreicht am Abend des 3. Juli den Gipfel. Die Nacht muss Buhl ohne Ausrüstung, auf einem schmalen Felsband stehend, verbringen und überlebt nur, weil die Temperaturen vergleichsweise gering sind und kaum Wind weht. Am 4. Juni wird Buhl, optisch um Jahre gealtert, von Ertl und Frauenberger im höchsten Lager V auf 6900 m empfangen - 41 Stunden, nachdem er dort aufgebrochen war!!! |
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1954 | Schärtenspitze Westgrat (Alleinbegehung), Hoher Göll Westwand (Alleinbegehung) | |
1955 | Allgäu: Himmelhorn Rädlergrat (die
einzige mir bekannte Tour, die Buhl im Allgäu unternahm). Zwölfer Nordkante (Alleinbegehung), Grand Capucin Ostwand, Aiguille Noir Westwand, Dent-du Geant Südwand, Monte Rosa Ostwand, Fleischbank Südostverschneidung (2. Alleinbegehung) |
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1956 | Große Bischofsmütze Nordwand (neue Variante), Lalidererspitze "Auckenthaler" (1. Alleinbegehung), Lalidererspitze Nordkante (Alleinbegehung), Petit Dru Westwand (6. Begehung), Mont Blanc du Tacul "Gervasutti-Couloir" (2. Alleinbegehung), Aiguille-du-Moine "Contamine" (1. Alleinbegehung), Aiguille-des-Pelerins Südwestkante (1. vollständige Begehung im Auf- und Abstieg), Mont Blanc Brenvaflanke. | |
1957 | Broad
Peak-Erstbesteigung am 9. Juni, gemeinsam mit Fritz
Wintersteller, Marcus
Schmuck und Kurt
Diemberger. Am 27. Juni stürzt Buhl an der Chogolisa, die er gemeinsam mit Kurt Diemberger besteigen will, mit einer Wächte in den Tod, als die beiden bei einem Schlechtwettereinbruch kurz unterhalb des Gipfels umdrehen müssen. |
Buchtipps:
Hermann
Buhl: Achttausend drüber und drunter Buhls Originalausgabe sowie die vielen weiteren Neuauflagen sind alle vergriffen und nur noch über Antiquariate (oder ebay) zu bekommen. Im Jahr 2005 erschien im Malik-Verlag eine völlig neu überarbeitete Version des Klassikers mit nie veröffentlichtem Tagebuchmaterial Buhls. Hermann
Buhl: Am Rande des Möglichen |
Kriemhild
Lornsen-Buhl: Mein Vater Hermann Buhl
255 Seiten, Herbig-Verlag 2007, ISBN 978-3-7766-2506-6,
Preis: € 19,90
Kriemhild Buhl war noch ein Kind, als ihr Vater 1957 an der Chogolisa abstürzte. Demnach ist das Buch nicht alleine eine Biographie Hermann Buhls, sondern ein "Familienbuch" der Familie Buhl.