Kammüberschreitung am Fellhorn mit Söller-Vorgipfel 1921 m- Schlappoltkopf 1968 m -
Fellhorn 2037 m -
Gehrenkopf 1857 m - Gundkopf 1970 m - Kanzelwand 2059 m:

 

meine persönliche Kurz-Bewertung der Tour

Dienstag, der 23. Juli 2019

Top

Es sind die Hundstage 2019: hohe Temperaturen, die in ganz Deutschland erwartet werden, wohlmöglich kippelt der Hitzerekord… So nutze ich den ersten Hitzetag für eine Tour. An sich wollte ich ab Faistenoy zum Biberkopf und beim Aufstieg den Hochrappenkopf und Rappenseekopf „mitnehmen“. Die angesagten Temperaturen lassen mich aber zweifeln, so dass ich mir den Fellhornkamm und die Kanzelwand vornehme. Weniger Höhenmeter, ist bei deutlich über 30°C auch okay.
Taktik: wie bei meiner Tour in der Woche zuvor möchte ich an der Bergstation sein, bevor die ersten Gäste hinaufkutschiert werden. Allerdings habe ich die Rechnung ohne das Fellhorn gemacht. Aber der Reihe nach…

Ich starte um 5:30 Uhr in Bad Hindelang Richtung Oberstdorf. Kurz vor 6 Uhr parke ich am Wanderparkplatz Faistenoy (Tagesticket 4 Euro) und mache mich Richtung Gasthof Hochleite (Dienstag Ruhetag) auf. Ich möchte am Söllereck den Fellhornkamm erreichen und dann südwärts verfolgen, so dass ich beim Anstieg eine Schleife in Kauf nehmen muss. In noch milder Morgenluft wandere ich sehr flach bergan und bin um etwa 6:50 Uhr am Gasthof Hochleite (1170 m). Zeit, das langärmelige Shirt gegen was Kurzes auszutauschen, es ist schon jetzt gut warm. Nur wenig Höhenmeter habe ich gemacht und hoffe, dass es bald steiler bergan geht. Doch weit gefehlt: in weiten Schleifen mit vielen Flachpassagen geht es auf breitem Weg entlang des schön gemachten Naturlehrpfades weiter und es dauert lange, bis dann auch endlich mal „Fellhorn“ als Ziel ausgeschildert ist. Scheinbar erwartet man nicht, dass es auch Wanderer gibt, die sich per pedes dem Gipfel nähern möchten.

Sonnenaufgang am Parkplatz Faistenoy.

Lieblicher Wegabschnitt am Gasthof Hochleite.

Blick im Gegenlicht zu Schneck, Hochvogel und Höfats.


Um kurz vor 8 Uhr erreiche ich die 1522 m hoch und sehr schön gelegene Sölleralpe. Von hier geht´s weiter Richtung Söllereck hoch. Den Abzweig, den man ein gutes Stück vor der Sölleralpe hätte nehmen müssen, um sich dem Söllereck von Norden zu nähern, habe ich entweder übersehen, oder der Weg wird nicht mehr gepflegt. Weiß da jemand was?
Von der Sölleralpe geht´s auf gutem Weg bergauf und nach einer weiteren Viertelstunde stehe ich auf dem Fellhorngrat und habe damit erstmals einen tollen Blick Richtung Kleinwalsertal. Ich vermute hier noch (fälschlicherweise, siehe mein gpx-Track), auf dem Söllereck zu stehen, verfolge den Grat eine Meter Richtung Norden, doch das Schild „Sackgasse“ lässt mich zweifeln, ob es Sinn macht, den Pfad weiter nordwärts zu beschreiten. Im Übrigen: zum Fellhorn geht´s in die andere Richtung! Also kurze Pause und dann weiter. Söllereck hin oder her. Wie der Name schon sagt: es ist nicht mehr, als das nördliche Ende des Fellhornkamms.

Bis auf den Grat kommen nun schon über 9 km Strecke zusammen, das hatte ich definitiv unterschätzt. Fellhorngipfel vor der ersten Bahn? Keine Chance mehr. Egal. Bis hier und noch weiter habe ich meine Ruhe.
Die weitere Wanderweg ist die reine Freude: wunderschöne Ausblicke in alle Richtungen und noch kein Mensch in Sicht. Auch nicht, als ich den Söllerkopf-Vorgipfel erreiche. Bis zum Hauptgipfel sind nur wenige Gupfe über einen sehr schmalen Grat zu überschreiten: T4+. Mal sehen… Ich teste den Grat (unbeobachtet) an, gebe jedoch auf halber Strecke auf. Wenn die Knie zittern ist´s genug. Ich bin halt nicht der „Steilgras-Typ“ ;-) Die Gratüberschreitung an der Hinteren Üntschenspitze eine Woche zuvor war für mich eine unterhaltsame Sache, die ich mir zutrauen durfte. Hier fühle ich mich für heute unwohl und kehre um. Keine Ahnung, ob ich hätte nur die A...backen zusammenkneifen müssen...

Gut ausgebauter Weg hinauf zur Sölleralpe.

Blick über den Söllerkopf-Grat.

Hammerblick zu den gleichnamigen "Spitzen".


Der breite Grat vom Schlappoltkopf zum Fellhorn.

Schöner Tiefblick ins Kleinwalsertal. Hinten der Ifen.

Das Fellhorn-Kreuz. Hinten rechts der Widderstein.



Die Wegfortsetzung: wieder einfach und aussichtsreich, überaus lohnend, wenn man denn auch Muße für die Aussicht hat und nicht zig Bergbahntouristen dazukommen. Um kurz nach halb zehn Uhr stehe ich auf dem Fellhorn und das fast alleine. Super! So kann ich die tolle Rundsicht wirklich in aller Ruhe genießen und lasse mir eine knappe Viertelstunde für eine gemütliche Rast Zeit. Dreieinhalb Stunden Aufstieg für etwa 1100 m Höhenmeter, das ist ungewohnt langsam, aber es waren auch 12,5 km Strecke bis hier.

Schon beim Abstieg vom Gipfel kommen mir etliche „Wanderer“ entgegen, so dass ich froh bin, alles prima abgepasst zu haben. Etwas peinlich ist es mir, die Bergstation zu betreten, doch ein kühles Getränk solls geben, um die eigenen Rucksackvorräte zu schonen. Nach einer kalten Johannisbeerschorle geht´s am schönen Bergblumenpfad hinab in den 1800 m tief gelegenen Gundsattel zwischen Fellhorn und Kanzelwand. Es wird nun minütlich voller, mir gruselt etwas an den Gedanken der nächsten Stunde. An der Abzweigung „Gehrenspitze“ steige ich spontan, an sich war die Gehrenspitze gar nicht geplant, rechterhand hoch in der Hoffnung, dass ich den Massen etwas entfliehen kann. Trotz der inzwischen hohen Temperaturen steige ich einigermaßen zügig höher, mache am Aussichtspunkt „Rote Wand“, wie gefühlt alle, kurzen Stopp und steige dann Richtung Gehrenspitze ab. Prompt ist Ruhe und bis zum Gipfelkreuz kann ich einen sehr schönen Weg genießen und treffe nur wenige Wanderer, die zum guten Teil aus Riezlern hochgestiegen zu sein scheinen. Um kurz vor elf Uhr bin ich auf dem Gehrenspitze-Gipfel, gönne mir eine kurze Pause und genieße den schönen Rückweg zum Aussichtspunkt.

Schüsser, Elferzug und Widderstein vom Kanzelwandgebiet.

Blick vom "Aussichtspunkt Rote Wand" zur Kanzelwand (li.).

Ein idyllischer Grat verbindet Gehrenspitze und Kanzelwand.


Panorama von der Kanzelwand: Am linken Bildrand der Schüsser, dann folgen Widderstein, Hochkünzelspitze, die Baader Bergumrandung, rechts der Hochifen mit dem Gottesackerplateau..

Etwas nervtötend sind die unzähligen Holzbohlen, die man einer Treppe gleich, hier überall in die Wege verbaut. Runter in den nahen kleinen Sattel Bohlen, rauf zur Bergstation der Kanzelwand Bohlen. Naja…
In der Bergstation ein viertelstündiger Stopp: Getränkeaufnahme und eine kurze Pause von der Hitze. Danach steige ich, an zig Anderen vorbei auf die völlig überlaufene Kanzelwand und kann über manches Schuhwerk nur den Kopf schütteln. Eine Frau kommt mir mit Turnschühchen, Handtäschchen und Smartphone in der Hand entgegen. Nun ja, Hauptsache die Instagram-Postings sehen toll aus ;-( Gut fünf Minuten Pause auf dem Gipfel, dann reicht es mir, nichts wie runter.

Wieder am Fuß des Gipfelaufbaus angekommen wende ich mich nach links Richtung Kühgundhütte, die man schon von Weitem sehen kann. Ich möchte gerne das Warmatsgundtal kennenlernen und steige auf einem vernünftigen Bergweg gemütlich ab. Es wird, wenngleich ich nicht der einzige Begeher bin, schlagartig deutlich ruhiger, die Menschenmassen liegen hinter mir. Wie schon auf der Karte zu sehen, geht es zunächst einige hundert Meter bergab, dann leicht hinauf zur Alphütte auf 1745 m, dann wieder bergab Richtung Talgrund.

Das romantisch-idyllische Warmatsgundtal. Hinten links der Fellhornzug, in der ferne der Große Daumen, rechts der niedrigere Schartenkopf und das Trio Griesgundkopf, Alpgundkopf und Rossgundkopf.


Viel Menschenverkehr unterhalb der Kanzelwand.

Blick über den Himmelschrofenzug hinweg zur Höfats.

Rückblick ins Warmatsgundtal.


Schöner Blick auf die Mädelegabelgruppe.

Der schön gelegene Gasthof Laiter.

Der Talboden ist fast wieder erreicht...

Der Weg durchs Warmatsgundtal ist idyllisch und landschaftlich von hohem Wert. Eine wirklich sehr schöne Möglichkeit, von den überlaufenen Gipfeln weiter oben talwärts zu steigen. Der Weg leitet bis auf etwa 1680 m hinab und dann wieder zur Kühgundhütte hinauf. Von hier sieht man auch die Fiderepasshütte, die laut Beschilderung von hier in einer Gehstunde zu erreichen ist.
Nach einer weiteren halben Stunde Abstieg verflacht das Gelände auf unter 1500 m Höhe und der Weg wird PKW-tauglich. Ein paar hundert Meter und ich finde mich auf einer Asphaltpiste wieder. Auf dieser geht es gemütlich und allmählich bergab und als die Fellhornbahn gekreuzt wird, kann man schöne Tiefblicke ins Tal und hinüber zum Himmelschrofenzug genießen, der sich nun wieder in voller Länge zeigt. Mein Ziel ist jedoch nicht der direkte Abstieg zum Parkplatz, sondern der Gasthof Laiter. Hier gönne ich mir kurz vor 15 Uhr eine Radlermaß-Pause und setze dann den restlichen Abstieg gemütlichen Schrittes fort. Um 15:25 Uhr bin ich wieder am Auto.

Fazit: Negativ zur bewerten sind natürlich die Menschenmassen im Bereich von Fellhorn, Kanzelwand und auf der „Verbindungspiste“ zwischen beiden Gipfeln. Trotz des überlaufenen Wanderreviers gibt es viel Schönes: ein ruhiger Aufstieg zum Fellhorn (sicher auch dank des zeitigen Aufbruchs), eine recht ruhige Gehrenspitze und ein sehr idyllischer Abstieg durchs ein recht ruhiges Warmatsgundtal hinab ins Tal. Diese schönen Passagen überwiegen defintiv!

Durchgangszeiten: (Rastpausen & zahlreiche Foto- und Videostopps inklusive):
06:00 Aufbruch Wanderparkplatz Faistenoy
06:50 Gasthof Hochleite
07:55 Sölleralpe
08:25 Kammhöhe, Nähe Söllereck
09:35 Fellhorn
10:55 Gehrenspitze
11:45 Kanzelwand
13:00 Kühgundhütte
13:30 mittlerer Talgrund auf knapp 1500 m
14:50 Gasthof Laiter
15:25 Wanderparkplatz Faistenoy

P.S.: Apropos Hundstage: zwei Tage später wurde der deutsche Allzeit-Temperaturrekord in Lingen mit schrecklichen 42,6 °C übertroffen. Mir war es am Fellhorn heiß genug: Schatten gibt´s in den höheren lagen nirgends: wer den Anstieg per pedes macht, sollte genug Flüssigkeit mitführen. Auffüllen kann man freilich u.a. an den Bergstationen der Bahnen.

Weitere Links mit Bildern & Videos von mir zur Tour:

Dieser Tourenbericht ist auch (u.U. textlich oder hinsichtlich der Bilderzahl leicht geändert) auf meiner hikr-Seite zu finden: https://www.hikr.org/tour/post144912.html

 

Ein Video der Tour habe ich auch auf youtube verfügbar gemacht: https://www.youtube.com/watch?v=coDmXHz0jfg&feature=youtu.be

 

 

(c) Thomas Mitterer

nach oben !!!

zum Tourenbuch!

[Datenschutz]