Kleiner Daumen - 2185 m und 2197 m

meine persönliche Kurz-Bewertung der Tour

Donnerstag, der 11. August 2011 Top

am Engeratsgundsee

Um kurz vor 7 Uhr bin ich am Hintersteiner Parkplatz "Auf der Höh´" am hinteren Ortsende, löse meine Parkschein und warte auf den ersten Bus, der um 7:15 Uhr zum Giebelhaus fährt (Fahrplan gibt´s hier). Vorsicht: wenn man abends den letzten Bus nach Hinterstein verpasst (im Sommer gegen 18 Uhr), dann warten gut 2 Stunden Fußmarsch auf den u.U. müden Wanderer. Und eine Übernachtungsmöglichkeit gibt es am Giebelhaus nicht.

Pfannenhölzer und Kleiner Daumen von Hinterstein aus.

Vom Parkplatz aus genieße ich einen ersten Blick hinüber zum wilden Grat des Pfannenhölzers und des Kleinen Daumens, der ganz rechts den höchsten Punkt des Felsgrates bildet. Um 7:15 Uhr geht es also los. Noch in Hinterstein stellt der Busfahrer seinen Fahrgästen die Berge vor, auf die wir zufahren: Pfannenhölzer und Kleiner Daumen. Nachdem ich mit meiner Tourenwahl in den letzten Tagen recht unentschlossen war (Kastenkopf und Lahnerkopf hatte ich zum Beispiel auch ins Auge gefasst, wollte aber nicht den nicht besonders schönen Weg zum Schrecksee hinauf zweimal an einem Tag gehen) nehme ich dies als Zeichen, an meinem Ziel "Kleiner Daumen" festzuhalten. Seinen großen Nachbarn, den Großen Daumen hatte ich ja schon 1995 bestiegen.

Auf wohlbekannter Strecke fahre ich zum Giebelhaus und kann kurz nach halb acht Richtung Obertal starten. Etwas wehmütig schaue ich zum Prinz Luitpold-Haus hinüber, doch mein Ziel für heute steht fest. In noch frischer Luft wandere ich im Schatten zügig die Fahrstraße ins Obertal hinein. An sich wollte ich über die Engeratsgundalpe aufsteigen, entschließe mich aber dann doch kurzfristig für den landschaftlich weniger schönen Asphaltweg zur Schwarzenberghütte, der etwas früher rechts abbiegt: hier kann ich länger im Schatten steigen, obgleich natürlich der Weg über die Engeratsgundalpe schöner ist, weil eben keine Bäume die Sicht versperren.

Ich komme dann auch gut voran, steige zügig Kehre um Kehre höher und bin gegen 8 Uhr im „Paradies“ wie es hier heißt: man verlässt den Wald, der Blick wird frei auf die umliegenden Berge des Ober- und Bärgündeletals. Um 8:03 Uhr habe ich Sichtkontakt mit der Schwarzenberghütte (1400 m), die ich nun in wenigen Minuten erreichen könnte, biege aber gleich links Richtung Käseralpe ab. Diese erreiche ich dann auch nach einigen Fotostopps um 8:20 Uhr. Diese unbewirtschaftete Alpe lohnt für Familien mit Kindern schon alleine als Ziel. Ab hier geht es einfach und stetig ansteigend aufwärts. Nach 16 Jahren bin ich erstmals wieder auf dem Weg zum Engeratsgundsee.

am Engeratsgundsee

Hochvogelgruppe und Giebel von der Käseralpe (1400 m) aus.

Die Gündleslape, dahinter die steilen Grasflanken der Laufbichlkirche.

Der Weg ist einfach, gut zu gehen, so dass man auch rasch an Höhe gewinnt. Im unteren Bereich ist der Weg teilsweise durch weidendes Vieh recht matschig - es hat die vergangenen Tage reichlich geregnet. Bei der Gündles-Alpe auf 1621 m mache ich eine verdiente kurze Pause, lasse ein Foto von mir machen.

Dann geht´s weiter hinauf: der Weg quert in nordöstlicher Richtung einen mächtigen Felsriegel – dahinter liegt der 1878 m hoch gelegene See. Um 9:23 Uhr habe ich den Engeratsgundsee erreicht, mache einige Fotos. Knapp 2 Stunden Aufstieg für etwa 800 Höhenmeter - das ist okay, berücksichtigt man mein derzeitiges Übergewicht und meine verhältnissmäßig bescheidene Langzeitausdauer.

Von hier sieht man schön den weiteren, kurzen Aufstieg zum "Türle", einem kleinen Felsspalt, durch den man hinüber Richtung Nickenalpen wandern kann - mein Abstiegsweg heute mittag. Im Zickzack geht es also zum Türle (1955 m) hinauf, welches ich nach kurzem Aufstieg erreiche. Die Geologie hier ist plötzlich ganz anders: bin ich bislang durch Hauptdolomit, dem am weitesten verbreiteten Gestein der Allgäuer Hochalpen aufgesteigen, treten hier weichere, geschieferte Gesteine auf. Die hier begünstigte Erosion ließ diesen Felsspalt erst möglich werden.
Hier wird erstmals der Blick Richtung Norden frei – ein wunderbarer Blick auf die Hintersteiner Berge rund um Rauh- und Gaishorn. Rechts von mir liegt der wildzerrissene Grat des Hengst (1989 m) - an sich nur wenige Höhenmeter, doch eben ein wilder Grat, den ich mir erspare. Empfehlenswert an dieser Stelle ist übrigens die Tourbeschreibung auf festivaltour.de.

Panorama vom Engeratsgundsee. Es reicht von Schänzlespitz und Schänzlekopf ganz links über die Hochvogelgruppe bis zu den Ausläufern der Laufbichlkirche.

Vom Türle geht es nordwestlich, dann westlich Richtung Daumengruppe weiter, anfangs etwas mühselig, aber einfach, dann wieder angenehmer. Alsbald wird der Blick freier, der Aufstieg verläuft südlich eines breiten Grasrückens weiter hinauf, man hält auf den Verbindungsgrat zwischen Großen und Kleinem Daumen zu. Da auf dem letzten Wegweiser nur der Große Daumen ausgeschildert war, will ich der besseren Übersicht wegen auf den Grasrücken aufsteigen und weiter oben auf den Kleinen Daumen zuwandern. Doch oben am Grat entdecke ich einen Fuchs (auf über 2000m !), den ich lieber in Ruhe lasse, so dass ich wieder auf die Pfadspur absteige.

Irgendwann verlasse ich den Weg, der weiter auf den Großen Daumen führt, nach rechts, wandere durch Gras und eine Landschaft, die nun wieder felsiger wird. Hellgraue Hauptdolomitblöcke liegen hier überall herum und mehr zufällig treffe ich wieder auf eine Pfadspur. Die vorhandene Pfadspur verliere ich ab und an, um dann doch wieder auf sie zu treffen. Schließlich habe ich den Gipfelgrat erreicht, das Gipfelkreuz unmittelbar vor mir. Luftig hinunter geht’s hier auf der Nordseite des Massivs Richtung Haseneckalpen und Retterschwangtal. Ein paar Schritte noch, und ich stehe neben dem Gipfelkreuz (2197 m). Es ist 10:23 Uhr – nach 2:50 Std. Aufstieg (inklusive der kurzen Pausen) habe ich mein Ziel erreicht.

Der Blick, der sich mir bietet, ist überaus abwechslungsreich. Dominierend ist der nahe Große Daumen, dessen felsige, dunkle Nordseite sich einem darbietet. Richtung Süden folgen dann die Berge der Hochvogelgruppe, die Rauhhornkette mit der Zugspitze und der Mieminger Kette im Hintergrund; Richtung Norden dann die Hindelanger Berge, Grünten, Rotspitzgruppe; im Westen die Nagelfluhkette, das Kleinwalsertal mit dem Hohen Ifen, in der Ferne der Säntis.

Ein paar Impressionen vom Gipfel...

Der Webmaster auf dem Gipfel, im Hintergrund die Hochvogelgruppe. Unterhalb der Bildmitte der Engeratsgundsee.

Ein beeindruckender Nahblick zum Großen Daumen, den man
von hier in einer knappen Stunde erreichen kann.

Blick zur Hochvogelgruppe (links der Glasfelder Kopf), dahinter die Hornbachkette

Im Hintergrund die Hornbachkette, davor Kreuzeck und Rauheck,
links der Schneck. Ganz vorn die Laufbichlkirche.

Ich genieße die Aussicht, ganz alleine. Nur einem weiteren Besucher begegne ich hier oben: U. Blanz, der über den NW-Grat des Großen Daumens (III. Grad) auf den kleineren Nachbarn gelangt ist. Wirklich schön ist auch das 360°-Panorama, welches man sich auf wanderpfa.de anschauen kann - viel Spaß!

Blick zu den verschiedenen Gipfeln der Daumengruppe.

Nach vielen Fotos und einer gemütlichen Stärkung trete ich um 11:03 Uhr meinen längeren Heimweg an. Wie immer, wenn mir ein so schöner Bergtag bescholten ist, mache ich viele Fotopausen, um diese herrliche Kulisse für daheim zu bannen. Daher bin ich erst wieder um 11:40 Uhr am Türle und wende mich nun dem Hochtal zwischen Hengst und Pfannenhölzer zu. Den Hochvogel werde ich am heutigen Tage nicht mehr sehen. Dafür werde ich die Rauhhornkette ständig vor mir haben. Der Weg führt zunächst auf gutem Weg steiler bergab, so dass ich zügig an Höhe verliere. Im Bereich der oberen Nickenalpe (1840 m) wird der Weg wieder flacher. Kühe weiden hier, die Almwiesen blühen, ein Bach plätschert – Allgäuidylle in Perfektion. Ein wirklich landschaftlich wunderbarer Weg; fast zu schade, um hier abzusteigen. Angenehm geht es bergab, immer wieder halte ich kurz an, um Fotos zu machen.

Impressionen vom Abstiegsweg ...

Alpenidyll am Türle mit Blick zu den Pfannenhölzern.

Weidendes Vieh an der oberen Nickenalpe.

Beeindruckender Blick zu den Südseiten der Pfannenhölzer. Deutlich sind die gebankten Hauptdolomitbänder zu erkennen.

Latschenbewuchs im Bereich der Unteren Nickenalpe.
Im Hintergrund das Rauhhorn.

Um 12:43 Uhr bin ich an der Mittleren Nickenalpe (1555 m), von wo ich neben den vielen Murmeltieren auch zwei Gemsen beobachten kann. Um 13:17 Uhr habe ich die Untere Nickenalpe (1304 m) erreicht. Ab hier geht es in den Wald hinein, dessen Boden wegen der zurückliegenden Regentage ziemlich durchweicht ist – hier ist das Absteigen nicht angenehm und geht auch nur recht langsam. Da ich den Weg nicht kenne, befürchte ich, das das jetzt so eine ganze Weile weitergeht. Doch glücklicherweise verlasse ich den Wald bald wieder und der Boden ist wieder gut begehbar. Alsbald betrete ich ein Wildschutzgebiet, welches wohl bis Ende Mai nicht betreten werden darf. Was macht derjenige, der in Unkenntnis dieses Verbots hier im Frühjahr absteigt? Eine Abstiegsalternative gibt es nicht!
Um etwa 13:30 Uhr erreiche ich den ersten Wegweiser seit langem, der als Restzeit bis Hinterstein 1,5 Std. ausweist. Ich bin etwas entsetzt, dachte ich doch, die Mösle-Alpe schon hinter mich gebracht zu haben. Doch bis zu der sollen es nun noch 20 min. sein. Dann mal los...

Die schön gelegene Mösele-Alpe mit dem Ponten im Hintergrund.

Kurz nach 14 Uhr - endlich ganz unten.

Strammen Schrittes und recht flach geht es durch Weidegelände weiter. Um 13:46 Uhr bin ich dann auch an der Mösle-Alpe (1133 m) , mache keine Pause, sondern trete den restlichen Abstiegsweg an. Wieder recht steil, aber gut zu gehen, geht es in Serpentinen talwärts und um 14:09 Uhr habe ich den Talgrund erreicht. Flott marschiere ich durch angenehm duftende, frisch gemähte Wiesen Richtung Hinterstein, habe nach 10 min. die Vorsässbrücke erreicht, an der ich die Ostrach überquere. Um 14:35 Uhr bin ich wieder an meinem Auto am Parkplatz „Auf der Höh´“ – ziemlich genau 7 Stunden war ich unterwegs. Eine tolle Tour liegt hinter mir!

(c) Thomas Mitterer

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