Schrankogel - 3496m

meine persönliche Kurz-Bewertung der Tour

hikr.org-LogoDieser Tourenbericht ist auch (mit u.U. weniger Bildern) auf meiner hikr-Seite zu finden: http://www.hikr.org/tour/post82790.html.

 

 

Zur Vorgeschichte:

Im Juli 1996 war ich im Rahmen meines damaligen Geologie-Studiums auf einer zweiwöchigen Geländeübung ("Kartierkurs", wie´s so schön heisst) im Ötztal unterwegs. Stützpunkt für diese Zeit war die wunderschön gelegene Amberger Hütte (Webcam), die mit einem gemütlichen Fußmarsch auf breitem Weg von Gries aus zu erreichen ist.

Auf dem Weg zur Amberger Hütte, die noch etwa eine halbe Wegstunde entfernt ist. Hinten der majestätische Schrankogel.Blick

Von hier machten wir uns jeden Tag in Dreiergruppen auf, um das uns zugeteilte Gebiet geologisch zu untersuchen und eine geologische Karte dieser Ecke zu erstellen. Torsten, Andrea und ich wurde das Sulzkar zugeteilt: geologisch hochinteressant, weil vielfältig, doch auch konditionell anspruchsvoll: jeden Tag galt es, zunächst von der Amberger Hütte zur Vorderen Sultal-Alm abzusteigen (1915 m; siehe Bild links), um von dort gleich wieder ins Kar aufzusteigen. Nach einer Stunde Marschzeit war man dann erst im Arbeitsgebiet; nachmittags das gleiche Spiel in umgekehrter Richtung. Dazu kamen täglich so einige Höhenmeter im Kar selbst - ein gutes Training war das allemal. Und wir hatten Riesenglück mit dem Wetter: zwischenzeitlich gab es 1-2 Tage mit starker Bewölkung, nass sind wir nie geworden. Alles in allem zwei Wochen Traumwetter, erst mit dem Abreisetag kam der Regen. Unglaublich!

Die letzten Meter zur Amberger Hütte, die sich hinter dem begrünten Buckel im Mittelgrund versteckt.

Von unserem Arbeitsgebiet aus hatten wir (meine Studienkollegen Torsten, Andrea und ich) immer wieder sehnsüchtige Blicke Richtung Schrankogel werfen können, der sich von hier zweifellos sehr elegant zeigt.

Kurz vor Ende unseres Aufenthaltes war es denjenigen, die ihre Geländearbeit bereits fertiggestellt hatten (so auch ich und einige andere), erlaubt, dem Hausberg der Hütte, dem Schrankogel, einen Besuch abzustatten. Mit knapp 3500 Metern ist er nach dem nur wenige Meter höheren "Zuckerhütl" der zweithöchste Berg der Stubaier Alpen (der Gebirgszug selbst gehört schon zu den Stubaiern) und auch von der Hütte aus eine ordentliche Tour, sind doch 1361 Höhenmeter ab Hütte zu bewältigen.

Montag, der 22. Juli 1996 Top

Am 22. Juli können wir zu acht an der Amberger Hütte starten: Daniel Benkert, Dirk Marre, Gregor Mattern, Nikolaus Gussone, Torsten Hagenberg, Andrea Heide, Annemarie Grabus und ich.

Um
8:20 Uhr verabschieden wir uns von Professor Förster, unserem Exkursionsleiter - er wird uns den Tag über mit dem Fernglas begleiten. Direkt vor der Hütte überqueren wir den Gletscherbach und wandern somit (in Wanderrichtung) am linken Bachufer entlang südwärts und queren hierbei die Westflanke des Schrankogels. Leicht ansteigend und angenehm zu gehen gewinnen wir an Höhe. Unsere achtköpfige Gruppe ist recht bunt zusammengewürfelt: neben "Bergfreaks" wie Andrea, Daniel und natürlich meiner Wenigkeit sind mit Annemarie auch Teilnehmer mit dabei, die an sich keine Lust auf einen anstrengenden Aufstieg haben. Die Aussicht lockt!

Auf etwa 2350 m stoßen wir auf die Seitenmoräne des Schwarzenbergferners, der sich aber schon viele Meter bergaufwärts zurückgezogen hat. Der Weg verläuft nun exakt auf der Ufermoräne, auf der man bequem an Höhe gewinnt. An einem kleinen See, dem Schwarzenbergsee (ungefähr auf 2640 m Höhe) verlassen wir die Moräne wieder und wenden uns, in schrofigem Gelände, der Südseite des Berges zu. Zeit für eine Pause!

Nachdem wir uns gestärkt haben steigen wir in nordwestlicher Richtung weiter zum Hohen Egg (2820 m), einer südlich vorgelagerten Schulter, wo das Gelände verflacht und viele Steinmänner zu finden sind. Ab hier verläuft die Route praktisch in Falllinie des Gipfels: der riesige Südwestrücken besteht aus einer gigantischen Ansammlung von großen Felsblöcken, durch die man sich einen geeigneten Weg bahnen muss - wenngleich es durchaus Wegmarkierungen gibt. War der Weg bis hier bequem zu gehen, wird es nun mühselig und erhöhte Aufmerksamkeit wird nötig. In diversen Quellen wird der weitere Aufstieg mit dem I. Grad bewertet.
Doch wir haben Glück: eine verschneite Rinne sich zieht praktisch bis zum Gipfelgrat hinauf, durch die sich hervorragend aufsteigen lässt. Recht steil zwar, aber dafür mit raschem Höhengewinn. Außerdem kann man hier einen gleichmäßigen Steigrhytmus finden. Um diese Tageszeit ist der Schnee gut begehbar und noch nicht aufgeweicht. So gewinnen wir in der Tat rasch an Höhe und haben über diese Rinne irgendwann die Gipfelregion erreicht. Irgendwo unterhalb des Gipfels entschließen sich Andrea und Annemarie, auf den Gipfel zu verzichten. Annemarie kann nicht mehr und Andrea (so glaube ich) ist dann bei Annemarie geblieben, damit sie nicht alleine hier oben auf uns warten muss. Schade, aber sicher klüger, als weiter aufzusteigen, wenn der Körper "nein" sagt. So warten die beiden hier, bis wir wieder vom Gipfel zurückkehren. Eine etwas längere Pause, aber die Sonne scheint und die Aussicht ist bereits hier fantastisch!

Über kombiniertes Block- und Firngelände nähern wir uns schließlich dem Gipfel. Kurz vor dem Ziel das Highlight des Aufstiegs: ein kurzer, waagerechter, aber sehr ausgesezter Gipfelgrat, zumal verfirnt. Dann, um 12:35 Uhr stehen wir ganz oben am herrlichen Gipfelkreuz der Sektion Amberg. Nach und nach erreichen die Gruppenmitglieder den Gipfel - Zeit für eine wohlverdiente Pause und jede Menge Fotos.

kleines Panorama, etwa in Bildmitte der Sulztalgletscher. Der mächtige Eisgipfel rechts ist die Ötztaler Wildspitze.
Leider verhindern einige Wölkchen den Blick bis zum Ortler.

Das Panorama ist umwerfend: ungezählte Gipfel der Ötztaler, Stubaier und Zillertaler Alpen erschließen sich vor unseren Augen, doch noch weiter reicht der Blick: bis nach Südtirol hinein sind Gipfel auszumachen. Auch der Ortler und die benachbarte Königsspitze kann man von hier oben sehen, doch vereinzelte Wolken dürften diesen Blick verhindert haben. Dafür können wir einen schönen Blick auf den Sulztalferner und den Nebelkogel genießen, den wir Tage zuvor bestiegen haben. Ein tolles Panorama kann man hier bewundern (aufgenommen 2009). Und weils so schön ist, gibt es hier ein tolles Tele-Panorama mit Beschriftung der Gipfel (hier das gleiche Panorama ohne Tele; beide aufgenommen 2010).

Ein paar Abstiegs-Impressionen ...

Der kurze, ausgesetzte Gipfelgrat.

Rückblick zum Gipfelkreuz.

Andrea steigt durch typisches Blockgelände ab. Hier ist Aufmerksamkeit gefordert.

Die "Franzenschneid" liegt hinter uns:
Zeit für eine Pause.

Nach ausführlicher Pause treten wir wieder den Abstieg an. Wir steigen über den Aufstiegsweg ab, können jedoch nicht mehr die Firnrinne nutzen, da diese inzwischen zu aufgeweicht ist. Also müssen wir über das Blockwerk absteigen, was keine Probleme macht, aber umständlicher ist.
Während des Abstiegs "gabeln" wir wieder Annemarie auf, die auf uns gewartet hat. Gemeinsam steigen wir zur Hütte hinab, die wir gegen 17:20 Uhr, nach 9 Stunden, erreichen. Eine eindrucksvolle Bergtour liegt hinter uns!

Webtipp: eine ganz großartge Seite mit tollen Bildern einer etwas außergewöhnlichen Schrankogelbesteigung gibt es auf der Seite meines Namensvetters Stefan Mitterer.

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